Was ist eine Off-Stimme?

Quelle: professionelle-sprecher.de
Im Gegensatz zum Moderator, Reporter oder Nachrichtensprecher ist die Off-Stimme nicht zu sehen. Daher auch der Name Off-Stimme (zu deutsch soviel wie: „Stimme aus dem Aus“).
Verwendet wird die Off-Stimme vor allem in der Fernsehwerbung, das heisst sowohl in der Werbung für Produkte, als auch in der Eigenwerbung für TV-Stationen, also beispielsweise in Trailern und beim Promoten von Aktionen. Auch Dokumentationen wie Tierfilme oder die seit einiger Zeit immer populärer werdenden Doku-Soaps werden von Off-Sprechern übernommen. Eine weitere Tätigkeitsquelle für Off-Sprecher ist das Internet. Denn bei neuen Schulungsmaterialien wie dem  E-Learning, das via World Wide Web in immer mehr Schulen Einzug hält, darf die „Stimme aus dem Aus“ nicht fehlen. Hier hilft sie beim Steuern der Menüführung, erklärt verschiedene Features oder spricht zu kurzen Videosequenzen. Bei Interviews übernimmt die Off-Stimme meist eine etwas andere Rolle: hier dient sie dazu, O-Töne mit einer entsprechenden Übersetzung zu „übersprechen“, sie wird also direkt über den etwas leiseren Originalton gelegt. Der Fachbegriff für diese Art der Übersetzung ist Voice-Over. Die Bezeichnung stammt aus dem Hörfunkbereich, wo bei Interviews mit ausländischen Sprechern eine Spur über die andere gelegt wird. In Filmen wiederum bezeichnet Voice-over den Kommentar einer Person, die nicht direkt innerhalb der Szene spricht, sondern eine Stellung „über der Szene“ einnimmt. Nicht zu verwechseln mit einer Person, die in einer Szene vorkommt, gerade aber nicht auf dem Bildschirm zu sehen ist. Dabei handelt es sich dann nicht um die Off-Stimme, sondern man nennt diese Situation „Off camera“. Auch beim Tricksen der Filmemacher oder der Hörspielproducer ist die Off-Stimme ein willkommenes Mittel. Da sie häufig auch als aussenstehender Erzähler tätig ist, kann dank ihr ein Teil der Handlung vorweggenommen und damit die Geschichte etwas verkürzt oder einfach nur vorangetrieben werden. In vielen Fällen wird die Off-Stimme bzw. der Voice-Over-Prozess erst nachträglich zum Film hinzugefügt. So können Motive, bestimmte Situationen oder Beweggründe von Charakteren besser dargestellt werden. Ein Beispiel dafür ist die Verfilmung von Goethes „Faust“.

Vor allem bei derartigen Stilmitteln ist es wichtig, dass der Off-Sprecher möglichst professionell arbeitet, damit die jeweilige Szene den anspruchsvollen Zuschauer auch überzeugt. Deshalb handelt es sich beim Off-Sprecher meistens auch um ausgebildete Schauspielerinnen und Schauspieler oder solche Sprecher, die entsprechende Referenzen nachweisen können. Dazu zählt in erster Linie ein Stimm- und Sprachtraining sowie die richtige Atemtechnik für ein möglichst langes Sprechen ohne Luft holen zu müssen. Weil sich derartige Off-Stimmen aber auch finanziell von Laiensprechern unterscheiden, kommen sie längst nicht bei jedem Sender zum Einsatz. Häufig wird auf billigere Kräfte zurückgegriffen, das bedeutet im Einzelfall meistens, dass Personal aus dem eigenen Sender verwendet wird, wenn das Budget nicht ganz so gross ist wie beispielsweise bei öffentlich-rechtlichen Anstalten. Das gilt auch für Werbekunden: kleinere Privatunternehmen geben sich oft mit einem weitaus billigeren, zwar professionellen aber nicht ganz so bekannten  Off-Sprecher zufrieden, während grössere Firmen und Konzerne auf bekannte oder markante
Off-Stimmen setzen, die dem Unternehmen dann auch ein gewisses Image verleihen. Oft wird versucht, die Werbewirksamkeit durch eine bekannte Stimme zu steigern. Obwohl die Off-Stimme, wie bereits beschrieben, zahlreiche Funktionen und Aufgaben im Bereich TV und Rundfunk übernimmt, eines ist sie nicht: Synchronstimme. Zwar ist sie inhaltlich mit einer Synchronstimme durchaus vergleichbar, allerdings gibt es zwischen beiden einen grossen Unterschied: Synchronsprecher arbeiten vom Produktionsablauf her völlig anders. Ihr Ziel ist es, die zu synchronisierende Person und ihre Lippenbewegung möglichst mit dem gesprochenen, übersetzten Text zu vereinen. Der Off-Sprecher dagegen kann mühelos über bestimmte Szenen sprechen, denn er ist ja ohnehin nicht zu sehen und hat es somit deutlich einfacher. Auch Hörspielsprecher oder Sprecher von Hörbüchern können nicht als Off-Stimmen oder Off-Sprecher bezeichnet werden; ein Ausnahmefall ist der Erzähler, der beispielsweise in Kinderhörspielen oft ein Aussenstehender ist und die Story „von oben“ betrachtet. (Beispiel: der mittlerweile verstorbene Joachim Nottke in den Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg Hörspielen).